Lektorat Textgärtnerei

… ein Lichtlein brennt

Der erste Adventskranz wurde am Sonntag, dem 1.12.1839, im Rauhen Haus entzündet, einer Hamburger Einrichtung für sozial stark benachteiligte Kinder. Leiter der Einrichtung und Erfinder des Adventskranzes war der Theologe Johann Hinrich Wichern, der auch als Begründer der Inneren Mission gilt. Er wollte den Kindern mit 24 Kerzen das Warten auf Weihnachten erleichtern. Noch heute bezeichnet man mit Wichernkranz einen Adventskranz, der neben den Kerzen für die Adventssonntage auch noch Kerzen für die Werktage bis Heiligabend trägt.

Ein Stern, der seinen Namen trägt

Die Fröbelsterne sind ein beliebter Weihnachtsschmuck. Aber wer war ihr Namensgeber? Friedrich Fröbel (21.4.1782–21.6.1852) wuchs als Halbwaise auf, lernte Forstwesen und studierte Naturwissenschaften. Ab 1805 arbeitete er als Lehrer. Angeregt durch Pestalozzis Reformpädagogik, widmete er sich der vorschulischen Bildung und gründete 1840 in Bad Blankenburg den weltweit ersten Kindergarten. Hier sollten Kinder durch Denk- und Bewegungsspiele ihrem Alter entsprechend angeregt und angeleitet werden.

Kerze – Herkunft liegt im Dunkeln

Der etymologische Ursprung dieses Wortes ist ungeklärt. Da Kerzen aber lange aus gewickelter, in Öl getränkter Birkenrinde hergestellt wurden, die gleichzeitig auch als Schreibmaterial diente, ist eine Herleitung von »charta« denkbar, dem lateinischen Wort für Papyrusblatt oder Schreibmaterial. Eine andere, uns schlüssiger erscheinende Herleitung ergibt sich aus dem Lateinischen »cerata« für Wachslicht.

Frühlingsfeeling im Winterblues

Schneiden Sie am 4.12. – am Tag der heiligen Barbara – Zweige von Obstbäumen wie Apfel und Kirsche oder von Sträuchern wie Forsythie und Zierjohannisbeere ab und stellen Sie sie in eine Vase. Etwa um Weihnachten herum werden die Blütenknospen aufgegangen sein und Sie haben einen wunderschönen Strauß Barbarazweige!

Die Adventsdroge

Mit einer weltweiten Produktionsmenge von etwa 4 Millionen Tonnen im Jahr gehört diese Droge zu den beliebtesten unserer Tage. Bei den Azteken nur führenden Männern vorbehalten, wird sie heutzutage von Groß und Klein konsumiert – gerade auch zu Weihnachten. Ihr psychoaktiver Wirkstoff 3,7-Dimethylxanthin ist unproblematisch in der Dosierung und hat eine eher sanfte, belebende und insbesondere stimmungsaufhellende Wirkung. Haben Sie die Droge erraten? Wenn nicht, finden Sie hier die Auflösung.

Happy Birthday, Türke?

Richtig! Der heilige Nikolaus stammt aus Myra, das heute in der Türkei liegt. Der 6.12. wird allerdings nicht in Gedenken an seine Geburt oder Taufe, sondern an seinen Todestag gefeiert. Der Nikolaus ist einer der beliebtesten Heiligen der christlichen Religion. Entsprechend kennt fast jede Region eine eigene Namensvariante. Ein paar Beispiele aus dem deutschen und englischen Sprachraum: Nikolo und Nikló (Altbayern, Österreich), St. Niklas (Österreich, Südtirol), Samichlaus oder Santiglaus (Schweiz), Saint Nicholas (England und Irland), Santa Claus (Nordamerika) …

Das Weißröckchen

Schneekristalle sind sechseckig oder sechsstrahlig. Das liegt daran, dass Wassermoleküle beim Gefrieren immer eine sechseckige Struktur einnehmen. Beim Eiswürfel im Eisfach ist das zwar mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Wenn man seine atomare Struktur untersucht (z.B. mit Elektronen- oder Röntgenstrahlen), zeigt sich aber auch bei ihm der sechseckige Aufbau. Doch anders als bei Eiswürfeln oder Eisblumen entstehen Schneekristalle, während sie in der Luft schweben, also von äußeren Einflüssen ungestört sind.

Sterne, Kugeln und Gemüse

In den USA wird eine Essiggurke zwischen dem Weihnachtsbaumschmuck versteckt. Wer die Weihnachtsgurke findet, bekommt ein zusätzliches Geschenk und soll im nächsten Jahr besonders viel Glück haben.

Verstehen wir uns?

Deutschland ist reich an Dialekten, und auch wenn ihr Gebrauch drastisch abnimmt – einige Regionalsprachen wie Kölsch und Bairisch sind laut Weltbildungsorganisation vom Aussterben bedroht –, hört der Spaß mit dem Hochdeutsch spätestens an Weihnachten auf. Allein das Weihnachtsgebäck kennt unzählige Bezeichnungen: Plätzchen, Plätzle, Kekse, Kekslan, Kekserln, Loible, Guetsle, Guetzli, Gutzi, Güetzi, Brötle oder Bretle sind nur einige von ihnen. Wo fühlen Sie sich zu Hause?

Rumkokoskugeln für die Büropause

50 g Butter (zimmerwarm), 50 g Puderzucker, 10 g Vanillezucker, 50 g geriebene Haselnüsse, 60 g Kokosflocken, 50 g geriebene Zartbitterkuvertüre, 3 cl Rum, 100 g rote Johannisbeermarmelade

Alle Zutaten von Hand durcharbeiten, zu Kugeln formen und in Kokosflocken sowie Schokoladenabrieb wälzen.

Skurriler Weihnachtsbrauch im hohen Norden

In Norwegen sollen an Heiligabend böse Geister und Hexen aus ihren Schlupflöchern kommen, auf geklauten Besen und Wischmopps eine Spritztour am Weihnachtshimmel unternehmen und auch Unfug mit dem Hab und Gut der Menschen treiben. Um ihnen diese Tour zu vermasseln, werden die Putzgeräte bestmöglich versteckt.

Weihnachtsgewürze

Traditionelle Weihnachtsgewürze wie Kardamom, Zimt, Vanille und Nelken werden seit dem Mittelalter nach Europa importiert. Kaum einer konnte sie sich leisten. Man verwendete sie sparsam und hauptsächlich an Weihnachten, weil sie aufgrund der Handelsrouten sehr teuer waren. Darum sind sie auch noch heute nicht wegzudenkende Zutaten für Weihnachtsgebäck.

Luciafest

Insbesondere in Skandinavien verbreitet ist das Lichterfest zu Ehren der Heiligen Lucia aus Syrakus, Sizilien. Vor Einführung des gregorianischen Kalenders in Schweden im Jahr 1753 war der 13.12. der kürzeste Tag im Jahr. Da passte es gut, dass es der Namenstag der Heiligen Lucia war, deren Namen sich von lat. »lux« = Licht ableitet.

Geliebt und gehasst

Angeblich ist er in vielen britischen Pubs verboten. Und ja, die einen verdrehen die Augen und stellen das Radio aus, für andere ist nicht Weihnachten, wenn der Song nicht mehrmals am Tag gespielt wird. Genau: Die Rede ist von »Last Christmas« von »Wham!«. Seit 1984 der ewige Hit zum Fest. Erstaunlich allerdings: Das Lied erreichte nie Platz 1 der englischen Single-Charts, sondern nur Platz 2, das allerdings in den Jahren 1985 bis 2017.

Alle Jahre wieder: Diätenerhöhung

Auch wenn der Plural von Diät »Diäten« lautet – mit dem Begriff für die Bezahlung von Abgeordneten ist das Wort nicht verwandt. Während sich die Bezeichnung für die Bezüge der Abgeordneten letztlich vom lateinischen Wort »dies« = (Versammlungs-)Tag ableitet, stammt die Diät von lat. »diaeta« = Lebensweise ab. Raten Sie mal, wann das Interesse an einer Diät am größten ist. (Zur Auflösung bitte hier klicken.)

Der Stern von Bethlehem

Keine Weihnachtskrippe ohne den Stern mit Schweif. Dabei ist es alles andere als sicher, dass der Stern von Bethlehem tatsächlich ein Komet war. Infrage käme der Halley’sche Komet, der die Sonne etwa alle 75 Jahre besucht. Nächster Termin ist voraussichtlich der 28.7.2061. Für alle Astrofans, denen die Wartezeit bis dahin zu lang ist: Der Komet C/2022 E3 (ZTF) könnte um den 1.2.2023 herum mit bloßem Auge – zumindest aber mit einem Fernglas – zu sehen sein.

Ein klebriger Glücksbringer

Mit Essen spielt man nicht – oder doch? In der Slowakei und in Teilen der Ukraine gibt es einen Brauch, bei dem der Familienälteste einen Löffel voll Pudding an die Zimmerdecke wirft. Bleibt dort viel kleben, bedeutet dies Glück für die ganze Familie im kommenden Jahr. Ob nach Weihnachten regelmäßig Deckenfarbe knapp wird, ist nicht überliefert.

Weihnachtsgeschenke

Die Bundesbürger:innen planen nach einer Umfrage 2022 durchschnittlich pro Kopf etwa 520 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Das sind gut 40 Milliarden Euro und damit mehr als 1 % des Bruttoinlandsproduktes.

Der erfolgreichste Song der Welt

»White Christmas« von Bing Crosby wurde in verschiedenen Versionen 50 Millionen Mal verkauft. Damit gilt das Lied als einer der erfolgreichsten Songs der Welt. Uraufgeführt wurde Bing Crosbys Fassung 1941.

Jahresendrallye

Der übliche Börsenrun im Dezember ist wohl etwas, was uns besonders unweihnachtlich vorkommt. Etymologisch lässt sich aber zwischen Rallye und Advent mit etwas gutem Willen eine Brücke schlagen: Advent kommt von lat. »advenire« =  ankommen. Rallye hingegen ist aus dem Französischen entlehnt: Hier heißt rallier »wieder zusammenkommen« – das war nämlich das eigentliche Ziel der Teilnehmenden einer Rallye. Nach dem ganzen Gerenne im Advent vielleicht auch für uns keine schlechte Idee.

Wintersonnenwende

Da der Umlauf der Erde um die Sonne etwa 6 Stunden länger dauert als 365 Tage, verschieben sich mit jedem Jahr die Zeitpunkte für die Sonnenwenden im Sommer und Winter sowie für die Tagundnachtgleichen in Frühjahr und Herbst. Für 2022 fällt die Wintersonnenwende noch auf den 21.12., für 2023 aber auf den 22.12. Das Schaltjahr 2024 rückt dann den Termin wieder zurecht.

O Tannenbaum

Jetzt wird es aber langsam Zeit für einen Weihnachtsbaum. Egal ob Nordmanntanne, Blaufichte oder Weißtanne, bis zu 25 Millionen Christbäume werden jedes Jahr in Deutschland geschlagen, im Schnitt sind sie etwa acht bis zwölf Jahre alt und zwei Meter hoch. Bäume auf den Weihnachtsmärkten haben teilweise 80 bis 100 Jahre auf dem Buckel. Wichtig ist, dass Sie den Baum ins Wasser stellen, so hält er sich länger. Der erste historisch belegte Christbaum stand übrigens im 16. Jahrhundert in Bremen.

Lametta

Spätestens durch Loriot ist uns allen klar: Früher gab es mehr davon. Doch der Rückgang hat auch sein Gutes. Klassisches Lametta wird aus Zinn und Blei hergestellt. Letzteres ist aber recht giftig und insbesondere bei der Herstellung und Entsorgung mit Umweltproblemen verbunden. Heutiges Lametta besteht oft aus aluminiumbeschichteten Plastikstreifen. Das ist nicht nur umweltschonender, sondern auch billiger. Dafür fällt dieses Lametta nicht so schön, weil es viel leichter ist.

Verspielt: das Christkind im Weihnachtsmanne

Vermutlich gehen die Anfänge des Christkinds auf Luther zurück. Er lehnte den Heiligenglauben ab und ließ nur den Heiligen Christ, also Jesus, gelten. In den Weihnachtsbräuchen entstanden daraus zwei Figuren: der neu geborene, in der Krippe liegende Heiland und eine engelsgleiche, kindliche Gestalt, die Segen – und Geschenke! – verteilt. Als besonders fruchtbar für diesen Brauch zeigte sich jedoch das katholische Süddeutschland. Hier gab es die mittelalterliche Tradition, dass zu Weihnachten Kinder als hohe kirchliche Würdenträger verkleidet durch die Straßen zogen. Im protestantischen Norden hielt man es hingegen mit den Skandinavier:innen und Niederländer:innen, die dem Nikolaus das Geschenkebringen überlassen. In Deutschland erhielt er für dieses neue Amt den Decknamen Weihnachtsmann.